In meine letzthin entstandene Collage hat sich das Adjektiv „zärtlich“ geschlichen. Das Wort stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet da „anmutig, liebevoll, weich“. Ob die hier gezeigte Collage anmutig ist, dazu äußere ich mich mal nicht, doch dass die Tätigkeit des Collagenerstellens etwas Liebevolles und Weiches haben kann, das unterschreibe ich gern.
Es ist Sommer, ich habe die Balkontür geöffnet und an mein Ohr dringt eine Collage akustischer Art: Stimmengewirr und Gelächter mischt sich mit vereinzeltem Vogelgesang, mit Motorenlärm, Geschirrgeklapper, Rufen und dem Rauschen der Ahornblätter im aufkommenden Wind. Wohlklang oder Kakofonie? Das kommt auf meinen Ruhe- bzw. Stresspegel an.
Was mich an Collagen interessiert, sind die Überlagerungen, die dem Bild eine Tiefe geben und Geschichten erzählen können. Manches ist ganz zu sehen, anderes nur in Ausschnitten, Andeutungen. So vieles ist gleichzeitig da – wie eben auch in dem, was ich gerade höre. Oder was ich sehe, wenn ich durch die Straßen gehe. Ich wäre schnell überfordert, würde ich alles gleichzeitig und in derselben Intensität wahrnehmen. Etwas in mir trifft eine Auswahl, filtert vermeintlich Wichtiges von Unwichtigem, Interessantes von Uninteressantem. Auch im Collagieren treffe ich eine Auswahl, was oftmals kein leichtes Unterfangen ist, weil so viel Material zur Verfügung steht und alles mich ruft. Beim Komponieren verhalte ich mich dann meist intuitiv, habe kein vorher überlegtes Thema, das ich umsetzen will. Und doch ist es nicht beliebig, was letztlich aufs Papier kommt und wie ich es anordne.
Beim Schreiben ist es für mich ähnlich. Ich fange an und im Schreiben entwickelt sich etwas, von dem ich vorher noch nichts wusste. Wie können Wortcollagen gelingen, Collagengedichte? Ist Schreiben nicht eher eine Aneinanderreihung als eine Überlagerung? Wie in den Bildern mögen es Bruchstücke sein, Fragmente, auch einzelne Schönheiten, die aufs Papier kommen und in ihrer Gesamtheit doch ein vollständiges „Sprachbild“ ergeben.
Sieben Buchstaben hat die „Collage“ – und ich mache daraus ein einfaches Akrostichon. Das könnte mal ein Anfang sein für etwas Größeres.

Komposition G12-Zx (Ausschnitt).
Cosmea
Ohrenkneifer
Laubsänger
Lavendel –
Atmender
Garten
Eden