Der Januar ist fast vorüber, eilig, eilig gehen die Tage und bescheren uns so einiges: Vielleicht haben wir schon Ärger gehabt, Langeweile oder Furcht erlebt oder eine große Freude. Hin und wieder im Laufe des Tages nehme ich mir ein paar Minuten Zeit, wechsle meinen Platz und schaue einfach aus dem Fenster. Das gibt mir die Möglichkeit, etwas Abstand zu gewinnen von all dem Wichtigen, das unbedingt gefühlt oder getan werden muss.

Wie wichtig ist wichtig? Wie wichtig ist, dass ICH all das vermeintlich Wichtige tue? Wie wichtig bin ich? – Manchmal ertappen wir uns dabei, die „ganz großen Fragen“ zu stellen, vielleicht um uns in unserem Dasein zu verorten oder ein Gedankenspiel zu spielen oder um uns selbst auf die Spur zu kommen. Sollten wir dabei zu sehr auf Abwegen unterwegs sein, hilft es, die Augen offen zu halten. So mag die Aufschrift einer Briefkastenklappe in unser Blickfeld geraten: „Nur Liebesbriefe“ steht da! Unser spontanes Lächeln bringt uns wieder ins Lot. Nur Liebesbriefe – schreiben Sie doch heute einen an sich selbst (wissen Sie noch, wie Ihre Handschrift aussieht?)! Und schicken Sie ihn sich unbedingt mit der Post!

Alternativer Bildtex

*freu*. 2019

Bemessungsgrundlage

Die eigene Schwere
bemessen
wie viel wiegt es
auf der Welt zu sein
am Leben zu sein

Die eigene Schwere
bemessen
den eigenen Wert

Leg ich da ein
Maßband an
oder stelle ich mich
auf den Kopf

Die eigene Schwere
bemessen
Wen frag ich
Fehlte etwas ohne mich
wie viel wiegt
meine Anwesenheit

Ich werfe eine klirrende
Münze in die Waagschale
und einen Mantelknopf dazu
aus Hornimitat
doch das reicht noch nicht

wie viel es wiegt
lebendig zu sein