Wir erleben gerade die sogenannten Hundstage, die heißesten Tage des Jahres. Und tatsächlich verspüren derzeit nicht mal die Hunde große Lust, sich zu bewegen. Wobei der Name „Hundstage“ zurückgeht auf das Sternbild „Großer Hund“ (Canis Major), nicht auf die plötzlich auftretende Faulheit bestimmter Haustiere.

Aber nicht die Hunde, sondern die Trockenheit soll heute unser Thema sein und was sie macht mit unseren Gedanken, wenn alles langsamer geht und manchmal auch gar nicht vom Fleck kommen will.

Alternativer Bildtex

Sonnenadern. 2018

Wort-Findungs-Störungen in Trockenphasen

Wenn nichts fließt
wenn Gedanken
zu Staub zerfallen
bevor sie gedacht sind
wechselnd von Grün nach Gelb nach
gebrannter Siena
ausgedorrt
zerbröselnd in Tausendstelfragmente

Wenn die Worte sich
nicht mehr finden
so lange sind sie Hand in Hand gegangen
nun flirren sie durcheinander
erschöpft und antriebslos
nur mit sich beschäftigt und vergessend
dass sie so allein selten etwas taugen.

Wortwüsten. Wüstenworte.
Der Sand sitzt in den Ohren
zwischen den Zähnen
in den Gehirnwindungen.
Auf der Zunge liegt der Sand
und schmeckt nach Totenstille
und nach Kamelhaar.

Schweigend blicken wir in die
ockerfarbene Ferne und beschwören
die wässernde Fata Morgana herauf
uns zu erlösen.

In Sturzbächen endlich fallen
die Wörter aus dem Kopf und
trudeln meerwärts davon
papierschiffchenstrauchelnd
auf dem Weg zu fruchtbareren Gegenden,
wo sie fortleben können und
der Sand sich ins Sediment der
Erinnerung setzt als
ferne dunkle Vergangenheit.