Mit der Sprache zu leben, birgt Überraschungen zuweilen. Da gibt es Wörter, die ich höchstens ein- bis zweimal im Jahr verwende wie Akazienallee oder Vanillepuddingpulver. Dann gibt es andere, die spielen sich unvermittelt in den Vordergrund, wollen einmal besonders – sozusagen wortwörtlich – beachtet werden, ungeachtet dessen, dass wir schon des Öfteren das Vergnügen miteinander hatten: Kaleidoskop zum Beispiel oder Pusteblume.

Purzelbäumen war ich schon länger nicht mehr begegnet – aber neulich traf ich einen und er war recht redselig, obwohl das Wetter so schlecht war …

Alternativer Bildtex

Roses are red … 2017

Letzten Endes

Purzelblumen, Purzelbäume.
Rolle rückwärts in den Himmel,
der heute grau und
nass und unwirtlich.

Endlos fällt der Regen,
fällt und fällt.
Suche Schutz im
eigenen Gemäuer,
wo noch die letzte
Sommerrose steht,
das Wasser beginnt
schon zu bräunen.

Du sammelst die
Blütenblätter, lässt
sie trocknen, betrachtest
ihre zunehmende Zerknitterung,
die dir eine Geschichte
erzählt von vermeintlicher
Vergeblichkeit und letzter
Dürre.

Eine Mutter ist gestorben,
sie hatte noch Zeit, den
Schmuck an die Töchter zu
verteilen und den Sperrmüll
zu bestellen, am Ende drängte es.

Spürt die Rose ihren Verfall?
Da ist noch Wasser in der Vase,
doch die Blätter werden trotzdem
braun. Sie verweigert die Nahrung,
wie auch die Mutter schlussendlich
nicht mehr aß.

Purzelblumen, Purzelbäume.
Rolle vorwärts in den Himmel.