Kaum wird es kühler, stellen wir wieder fest, dass unser Körper offenbar keine Möglichkeit hat, die Sommerwärme zu speichern. Ein dickes Fell zu haben reicht eben nicht. Und für die Dünnhäutigen birgt der Herbst oft noch seine ganz eigenen Herausforderungen. Ein mir sehr liebes Kleidungsstück (nicht nur) in diesen Zeiten ist da der Mantel.

Er ist nicht nur wärmend, sondern auch wunderbar symbolkräftig. Geschrieben habe ich die unten zu lesende Hommage an den Mantel in Form einer Liste. Die „Listenpoesie“ lernte ich in einem Schreibseminar kennen und empfand sie gleich als Offenbarung. Ordnungsliebende Menschen wie ich – und auch die mit den unordentlichen Gedanken und Ideen, was sich nicht ausschließen muss – erstellen ja permanent Listen: Erledigungslisten, Einkaufslisten, Lieblingsstiftelisten, Was-ich-unbedingt-vergessen-will-Listen, Titellisten für weitere Listen …

Alternativer Bildtex

Und am Ende ein n. 2017

Mein Mantel

dich trag ich gern
dich hab ich gern
in deine Taschen steck ich gern
Gefundenes
Gesammeltes
und etwas Kleingeld
weil man weiß ja nie
und ein Wort oder zwei
für unterwegs

du schützt mich
du birgst mich
du wärmst mich
du kleidest mich
du hast unzählige Gestalten:
 aus Licht
 aus Liebe bist du
 aus Staub
 aus Himmel
 aus rotem Faden bist du
 aus Fantasie
 aus Farbe
 aus Wörtern bist du
wie die berührende Hand der Geliebten bist du
wie Nahrung
wie Musik
 aus Träumen gemacht bist du
 gewebt, gelebt, geschwebt bist du

ohne dich wär ich nicht ganz
wär mein Leben ohne Glanz
und meine Wege beschwerlicher

du machst mich begehrlicher,
gefährlicher.