Auch wenn es bei uns inzwischen einige Lockerungen gibt im gesellschaftlichen Corona-Leben, sind wir weiter aufgerufen zur Geduld. Allerdings scharrt innerlich schon merklich etwas mit den Hufen, hat keine Lust mehr auf die Zwei-Meter-Abstandsregel allerorten, will zur Normalität zurückkehren. Doch gibt es vermutlich kein „Zurückkehren“, eher ein langsames Hinkommen zu etwas Neuem, von dem wir so recht noch keine Vorstellung haben.
Mich ergreift da hin und wieder durchaus das Bedürfnis, mich auf und davon zu machen, mich an andere Orte zu träumen, in friedliche Zeiten. So bin ich noch mit der Eremitin unterwegs, erkunde die Sehnsucht nach (Zu-)Flucht – und nach „Bodensatz“: Ich möchte mich absenken, aus dem Strudel ins Sediment trudeln und in einer hörbaren Stille neue Kräfte sammeln.
Allerlei Einerlei. 2017
die eremitin II – weitab
in den bergen
in früher morgenstunde
im ersten licht
dampfender tee
stille der nacht noch
stille des tages schon
gämsenhufe im gestein
die stille strömt
in jede zelle jede pore
jeden zwischenraum
gämsenhufe im gestein
das echo einer ameisenstraße
das will ich hören
will unter der grasnarbe lauschen
und in der blüte der küchenschelle
einen tautropfen auf der wimper tragen
verdunstend im unendlichen
mehr will ich nicht
gämsenhufe im gestein
in den bergen
weitab