Diese Woche spazierte ich morgens über den Zentralfriedhof und begegnete unvermittelt einem kleinen Trauerzug. Für manche beginnt dieses neue Jahr mit einer Beerdigung, dachte ich. Ist das für sie nun ein schlechtes Omen? Wir haben Festtage hinter uns, an denen wir uns auf allen erdenklichen Kanälen in allen erdenklichen Variationen alles erdenklich Gute wünschten – und ich stelle mir vor, das neue Jahre gerät dabei langsam unter Druck, dass es nun auch bitte schön ein gutes, besseres, gesundes, gesegnetes werden und sein soll, das Hoffnungen weckt und Wünsche erfüllt. Dabei macht das Leben ja letztlich doch, was es will, und wir stehen dem oft ängstlich und machtlos gegenüber.

Aber vielleicht lässt das neue Jahr all diese Begehrlichkeiten auch an sich abperlen und schaut gelassen von Tag zu Tag, „was so geht“. Irgendwann ist es dann nicht mehr neu und kann mehr oder weniger unbemerkt vergehen, bis es kurz vor seinem Ende in verschiedensten Rückblicken doch noch mal zeigen muss, was es gebracht hat. – Also nur Mut: Schritt für Schritt hinein ins Neue (das ja manchmal auch das Alte ist) und dabei das Atmen nicht vergessen!

Alternativer Bildtex

Rechts, links, geradeaus?

dem neuen jahr ist das neue jahr egal

totengräber an einem aquarellgrauen
januarmorgen
die erde ist nicht gefroren
sie lässt mit sich machen
lässt sich erst ausheben
dann wieder zurückschaufeln
mit tränen getränkt

totengräber im januarmorgengrauen
immerhin regnet es nicht