Die Herbst-Tagundnachtgleiche, das Äquinoktium, liegt hinter uns, die Dunkelheit wird sicht- und spürbarer, die letzte Wespe besucht mich hier beim Schreiben noch durchs geöffnete Fenster, dreht eine Runde im Zimmer und verschwindet wieder, unverrichteter Dinge. Merklich verändert sich etwas – noch ist uns die Fülle des Sommers nah, doch hat sich bereits eine Wehmut eingeschlichen. Wenn wir eine frisch gefallene, glänzende Kastanie in die Manteltasche stecken, lässt sich der Herbst nicht mehr leugnen.
In solchen Übergangszeiten werden die Kontraste am deutlichsten: hell und dunkel, Wärme und Kälte, ein Meer von Farben gegen das Vorherrschen erdiger Töne. Also noch schnell das Sammeln beginnen: Licht und laue Lüftchen, wo wir sie finden können!
Was blüht. 2019
Vergebens?
Noch ein Sonnentag im
Fast-schon-Herbst
Vergnügliche Vögel
Stille im Haus
Ich lasse das Licht in mich
hineinfließen als könnte
ich es speichern für den
Winter
Wie ein Eichhörnchen
wüsste ich dann nicht mehr
wo ich es verbuddelt habe
das Licht, einer Nuss gleich
kleine runde Nahrung gegen den
immerwährenden Hunger
Licht essen
Wärme essen
Wie ein schwarzer Stein aus der Wüste
New Mexicos uralt und wissend, gelassen
speicherte ich die Glut –
wer sollte mir etwas anhaben?
Hinter meinen Augenlidern
leuchtet es orange, seliges Flimmern.
Ich esse das Licht und
das Licht isst mich.