Das Meer ist immer ein willkommenes Bild für die Bewegtheit (in) der Natur: Ebbe und Flut, ein Gehen und Kommen, eine Weite, wie sie in den Städten nicht zu finden ist, ein freier Himmel, ein freies Atmen. Stille findet sich nicht unbedingt – wenn die Wellen tosen, kann das ziemlich laut sein. Aber manchmal lässt sich dort das Besondere des Alleinseins erleben, wenn da gar niemand ist, nur die Natur und der einzelne Mensch in ihr. Für manche ist das kaum aushaltbar, so mit sich selbst zu sein – für andere ist es eine kostbare und gesuchte Erfahrung.

Das Wasser mag auch – zumal im Herbst – ein Ort für Trübsinniges sein. In die Weite lässt sich viel hineinprojizieren und das Herz will mal all seine Sehnsüchte und Qualen ausschütten, das Alleinsein mag umschlagen in eine Einsamkeit oder eine „Weltentrauer“ vor lauter Grautönen, die sich da draußen auftun. Wie gut, wenn sich dann eine schützende Hülle um uns legt …

Alternativer Bildtex

Vorübergehend. 2019

Wolkenwellenwege

Hinausgetrieben aufs offene Meer
bei grauem Himmel
die Horizontlinie verschwimmt

Trauer steigt aus dem Wasser empor
in feinen Wolken kommt sie
auf dich zu und umhüllt dich
wie eine alte Freundin

Bei trübem Wetter zieht es dich
hinaus aufs Meer, in die Kälte,
ins Unwegsame

Regen prasselt auf deinen Kokon aus Algen
grünlich schimmert die Außenwelt
die Wellen tragen dich fort
vielleicht wissen sie, wohin

Du weißt es nicht