Wir erleben die ersten sommerlichen Tage, es drängt uns hinaus. Unser Raum wird größer, die Kleidung luftiger, wir können Ballast abwerfen, uns freier bewegen. Und unser Herz – ist es frei in diesen Tagen oder trägt es schwer an etwas? Und wenn es schwer ist, wie könnte es leichter werden?

Den Blick weiten, die eigene Begrenztheit überwinden und auch den Schmerz – wer wünschte das nicht? Wenn es gelingt, ist es wie eine Erlösung, wir sehen klarer, und vielleicht wagt das Herz einen zaghaften freudigen Hüpfer. Von so einem „jungen Hüpfer“ erzählt der heutige Eintrag.

Alternativer Bildtex

Herzblatt. 2017

Im Vogelflug

Mauern –
fleckig und feucht.
Der Putz wirft Blasen.

Heute schnüren dich
diese Mauern ein,
lassen kein Spiel,
keinen Raum.

Sichtschutz.
Unterschlupf.

Unter große Fittiche
möchtest du schlüpfen,
diese Mauern,
sie schützen dich nicht.
Könntest du ziehen mit den Vögeln,
du reihtest dich ein in ihren Flug,
bräuchtest keine Mauern,
keinen Putz, der Blasen wirft.

Dein Herz ist eng heut
wie diese Mauern,
deine Herzhaut rissig,
am Abend wirst du sie stopfen,
notdürftig.

Morgen vielleicht
ziehst du mit den Vögeln
und dein Herz heilt
und das Stopfgarn
entpuppt sich als
roter Faden.

Ach, wirst du denken,
so ist das.