Früher hieß es Tafel, heute heißt es Whiteboard: Wir schreiben etwas hin und wischen es wieder weg. – Das Flüchtige interessiert mich mehr als das Statische, das Filigrane mehr als das Kolossale. Vielleicht ist es mein Kümmerinstinkt: Um das Große, Mächtige, Stabile muss ich mich nicht sorgen, es kommt allein zurecht. Obwohl wir auch an Bauwerken wie Notre-Dame sehen, wie verwundbar selbst das Große ist.
Wie viele Bogen Papier braucht es, wie viele Zuckungen der Löschtaste, bis etwas „steht“: eine Zeichnung, ein Text? Es zeigt uns, dass es der Moment ist, der zählt. Jetzt schreibe ich diesen Beitrag, den ich morgen vielleicht verwerfe. Und doch will ich ja bewahren, will schreibend bleiben. Ein nicht zu lösendes Dilemma?
rechzim. 2016
vorübergehend
die Tafel an der Wand
schreiben und verwischen
vorübergehende Zeichen
festhalten was los will
schreiben und verwischen
Kreide statt Permanentmarker
nicht lichtecht
nicht wasserfest
jede Minute jedes Ticken
jeder Atemzug:
Kreide