Es ist Sommer, es ist warm, mancherorts haben die Schulferien begonnen, und von den Katastrophen abgesehen, kann das Leben ein bisschen langsamer laufen. An manchen Morgenden verweile ich vor allem anderen erst einmal etwas im Botanischen Garten, wo die Gärtner*innen zeigen, was sie können, und die Pflanzen dankbar in voller Pracht stehen. Das Besinnen aufs Schauen und Hören und Riechen zähmt meine wirren Gedanken, der Atem wird ruhiger und das Herz auch.

Je unsicherer und verworrener die Zeiten, desto mehr scheint die Hinwendung zum Hier und Jetzt ein Mittel der Wahl zu sein. Aber ist das dann nicht eine Form von Eskapismus, Cocooning, verschließe ich die Augen vor der Realität – oder hilft es, nicht die Nerven zu verlieren? Das Blässhuhn auf dem Teich voller Entengrütze ist genauso wirklich wie die Tatsache, dass sich im selben Moment andernorts Menschen die Köpfe einschlagen. Ich kriege das nicht immer gut zusammen und dann hilft mir der alte Goethe-Satz: Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen. Also schreibe ich ein paar Wörter und mache ein paar Fotos zum Beweis sozusagen: hier und jetzt.

Alternativer Bildtex

Mondviole, sonnenbeschienen.

Im Moment

Was da jetzt gerade ist
das Kind das ruft
der Bus der kommt
der Mohn der sich wiegt
im sommerigen Wind

Menschen gehen Verrichtungen nach

Flügelschlag einer Taube
ihr nerviges Gurren
warten auf einen Gedanken
der Niederschrift würdig
in der Ferne ein Flugzeug

Ist da was, was bleibt?
Zellinformation