Das blaue komma ist nun ziemlich genau ein Jahr alt! Die ersten Einträge veröffentlichte ich im April 2018. Ein Jahr ist vergangen, wieder ist April, wieder ist Frühling. Wir können ganz untätig sein – und die Zeit vergeht doch. Wir können ganz viel hineinpressen in die Zeit – und sie vergeht doch. Sie ist flüchtig. Nicht fassbar. Außer an Zeichen um uns herum.

Wenn wir inne/halten, können wir sie vielleicht für einen Moment an/halten, die Zeit. Zum Beispiel jetzt. Den Blick Richtung Fenster wenden und hinausschauen. Was gibt es zu sehen? Was sagt der Himmel? Können wir den Zilpzalp entdecken oder die Meise zwischen all dem lärmenden Weltengetöse? Das Schneckenhaus, so still und doch voller Leben? – Sich selbst anhalten hilft manchmal beim Wundern.

Alternativer Bildtex

Gelb-Grün-Idyll. 2016

Eine neue Zeit

Flugzeuge zerschneiden das frühe,
helle Blau des Himmels –
auf dem Weg sein, irgendwohin,
am besten weit weg.

Du schaust den Fliegern nach, wie sie
langsam aus deinem Blickfeld verschwinden.
Eine Drossel kommt zu Besuch für
die Reste des winterlichen Vogelfutters.

Die Schatten der vertrockneten
Sommerblumen aus dem letzten Jahr
zittern im Wind,
Spinnfäden glitzern im Licht.

Eine neue Jahreszeit beginnt.
Du bist wach,
du träumst –

wie die Sonne dir ein feines reines Kleid webt,
wie das Grün dir neue Schuhe schustert,
wie die Obstbäume blühen für deine Nahrung,
wie der Himmel sich wölbt für deine Geborgenheit.

Das Prisma funkelt regenbogenfarben,
eine neue Zeit beginnt.
Schatten zittern im Wind,
weiße Blütenblätter segeln.