Gestern, am 23. Januar, war der Internationale Tag der Handschrift. Ja, den gibt es wirklich. Ich gehöre zu den Menschen, die sehr gerne mit der Hand schreiben. Manches begreife ich besser, wenn es schon einmal den Weg vom Gehirn oder aus dem Herzen durch die Hand aufs Papier genommen hat. Und manches haben andere so schön und tiefsinnig formuliert, dass ich es in meinem Notizbuch oder auf einem besonderen Blatt in einer besonderen (Hand-)Schrift festhalte, damit es mir ab und zu wieder „in die Hände fallen“ kann und mich erfreut – wie das wunderbare Haiku der japanischen Dichterin Teijo Nakamura (1900–1988).

Schreibe ich eigene poetische Texte, so schreibe ich sie ebenfalls erst einmal mit der Hand. Es fühlt sich für mich ursprünglicher an, einen Stift zu nehmen, als ein elektronisches Gerät zwischen mich und die Wörter zu stellen. Das Schreiben ist so auch ein haptisches Erlebnis. Ich bringe die Wörter zu Papier und kann darüberstreichen und mich so noch einmal (berührend – im doppelten Wortsinn) mit ihnen verbinden. Die Seele liest mit.

Alternativer Bildtex

Kurz und gut. 2017

Allmorgendlich

Mit dem Beginn des Tages
einige Worte schreiben
um die Seele zu versorgen

Wie du die Kinder mit Frühstück
versorgst –
zuerst die Kinder versorgen
dann dich selbst

Zuerst die Seele versorgen
dass sie in Ruhe
dass sie gestärkt
in den Tag gehen kann – und du mit ihr

Zuerst die Seele versorgen