Es gibt Tage, da hat sich die Energie ins Schneckenhaus verkrochen. Draußen ist es schon wieder grau und regnerisch und keine Tätigkeit scheint so richtig Sinn zu ergeben. Dann bewege ich mich wie in Zeitlupe durch meinen Alltag und befinde mich in Dauerbefragung: Ist das Langeweile? Oder habe ich einfach einen Durchhänger (nach viel Arbeit)? Kündigt sich eine depressive Verstimmung an oder sollte ich mich nur endlich mal zusammenreißen und mir die To-do-Liste vornehmen, die es ja immer gibt, da ist ja kein Ende in Sicht? Also was ist das Problem?

Vielleicht ist das eine Situation, die es „einfach“ auszuhalten gilt, ähnlich wie die Einsamkeit, die mich immer mal wieder ereilt. Ich habe eine Zeit lang damit zu tun und dann ist es auch wieder gut. Dann finde ich in meine Spur zurück, die Energie hat ihr Schneckenhaus verlassen – es ist ihr zu eng geworden und sie sehnt sich nach frischer Luft. Das Tal ist durchschritten. Und wir wissen es ja, dass schöne Tage vor uns liegen, das Grün sprießt schon, die Bäume schlagen aus, der Zilpzalp ist wieder zu hören. Das wird unsere Sinne beflügeln und Lust machen, das Gesicht in die Sonne zu halten. So möge es sein!

Alternativer Bildtex

Auf dem Weg ins Grün.

Ist das Langeweile?

Untätig sitze ich herum
die Zeit wie ein zäher schwerer Mantel
in den gegenüberliegenden Fenstern
spiegelt sich die Eintönigkeit des Vormittags

Kein Impuls regt sich in mir
die Leere ist unangenehm
denn es darf nicht sein
die Zeit zu verschwenden

Die Energie des Frühlings springt
gerade nicht auf mich über
berstende Knospenhäute machen mich
gerade nicht an
der farblose Himmel schenkt mir
nichts Interessantes

Ich öffne die Tür
lasse die kühle Luft herein und
die himmlische Farblosigkeit
atme die Zeitverschwendung

Bis meine nackten Füße so kalt sind
dass ich an nichts anderes mehr
denken kann
als an trockene Feldwege im Sommer
Kamille, Knäuelgras und Segge

Bilder aus Kindheitsendlostagen
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Zeit war kein Begriff
heute tickt sie mir laut im Ohr