In letzter Zeit habe ich nicht viel (und das ist übertrieben) Poetisches geschrieben, eher habe ich gekritzelt und mit Farben, Stempeln und Zentanglemustern herumprobiert. Ist es stumm in meinem Innern? Vielleicht ist auch die Stimmung gerade so, dass es mich nicht drängt, etwas aufs Papier zu bringen. Kommt das wieder? Das Schreiben? Könnte es sein, dass die Kreativität versiegt einfach so, mir nichts mehr einfällt oder nichts mehr aus mir rauswill? Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass Schreiben und Kritzeln zwingend eine Ausdrucksform für mich sind. Dass ich mich irgendwann nicht mehr ausdrücken wollen könnte, ist schwer, mir vorzustellen.

In Ermangelung eines aktuellen poetischen Textes für den heutigen Beitrag wählte ich aus meinen inzwischen über 40 Schreib-und-Kritzel-Heften intuitiv eines aus und blätterte es durch. Ich kann in diesen Heften (eigentlich A5-Notizbücher) versinken, versuche mich an die Zeit zu erinnern: Womit habe ich mich beschäftigt, was war mir wichtig?
In der nach der Auswahl folgenden Textüberarbeitung habe ich das Damals ins Jetzt transportiert, das alte Grau mit dem aktuellen Grau in Verbindung gebracht, das sich mir an diesem Februarvormittag aufdrängte. – Die heutige kleine Poesie endet mit einer Aufforderung. Vielleicht sollte ich ihr doch einmal wieder folgen in diesen Tagen und schauen, ob es wirkt.

Alternativer Bildtex

Innenleben (Ausschnitt). 2023

Grübelgrau

Das Grau
und die Feuchtigkeit
schlagen dir
aufs Gemüt

Welche warme Welt
nähme dich auf
zu heilen
in Licht und Liebe?

Stattdessen
zermarterst dir das Hirn
grübelst was
werden soll

Ist dir kalt
so nimm einen Schal
Ist dir lieblos zumute
so schreib / dir selbst / ein Gedicht