In diesen – nach meinem Empfinden – zähen und verunsichernden Tagen und Wochen mit lauter nicht inspirierenden Schreckensmeldungen verspüre ich ein eindeutiges Bedürfnis nach Rückzug, und da kommt mir der Begriff des Schneckenhauses gerade recht. Wenn die Schnecke im Haus ist, ist das Haus voll. Möchte sie länger dort bleiben, verklebt sie den Eingang sogar. Das ist eine ziemlich eindeutige Ansage. Doch woher sollen noch zündende Ideen kommen, wenn da gar kein Platz ist, dass sich was bewegt?

Wie also aus der Starre wieder herausfinden? Mit Geduld (oje) oder mit Aushalten vielleicht, im Sinne von: Ich bleib jetzt einfach mal, wo ich bin. So lange, bis sich ein Impuls in mir regt, etwas anderes zu tun. – Ich weiß nicht, wie lange Schnecken so im Schnitt in ihrem Haus verweilen beim Überwintern und überhaupt. Aber irgendwann kommen sie ja wieder hervor – und dann haben sie wahrscheinlich Hunger. Hunger nach Leben …

PS: Wer sich weiter mit dem Tun und Nichttun von Schnecken beschäftigen möchte, dem*der empfehle ich das feine Büchlein „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ von Elisabeth Tova Bailey. Es enthält zudem einige wunderbare Schnecken-Haikus.

Alternativer Bildtex

Herzstromhieroglyphen

Kurz nach Sonnenaufgang

Blau im Beet
auch Gelb
und erdiges Braunschwarz
es riecht feucht und tief

Über allem spinnen
Vogellaute ein Netz
Frage und Antwort
Ruf und Wider-Ruf

Darunter gehst du
die frühe Sonne wärmt
nur unzureichend deine
klammen Hände

Die Zeit setzt dir zu
deine Herzhaut so rau wie Schmirgelpapier
schafft es nicht glatt zu schmirgeln
was eckig sich stößt platzt und blutet

Blau im Beet und Gelb
Rot im Adergeflecht
das pumpt und pulst und
nichts weiter will als

leben