So richtig zufrieden sind wir mit dem Frühling noch nicht, es ist noch zu kühl und wechselhaft. Doch manchmal scheint sie ja, die Sonne. Am frühen Morgen habe ich sie besonders gern, wenn sie über den Dächern aufgeht und die Stille erhellt, die hinter den ersten Motorengeräuschen und dem durchdringenden Vogelkonzert liegt.
Die Bäume schlagen aus, wollen blühen jetzt – egal was kommt. Manchmal gelingt es mir, alle sorgenvollen Themen um mich herum auszublenden und mich auf das zu konzentrieren, was ich sehe. Dann hat die Natur eine beruhigende Wirkung auf mich, weil sie dem ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen folgt – und gerade ist wieder das Werden dran. Und das Werden stimmt mich zuversichtlich, da ist Energie, Kraft und Aufbruchstimmung in jeder Knospe, jedem Korn und Kern. Vieles ist noch zart und „zerbrechlich“, erblickt erst gerade das Licht der Welt und alles ist möglich. Das sind Momente echter Freude, die so rar gesät waren in den letzten Monaten. Ich finde, wir sollten uns dem Frühling anschließen, wachsen und gedeihen, uns verwurzeln, Blätter und Blüten ausbilden, in freundlichen Farben erstrahlen. Versuchen wir’s!
Zu jeder Jahreszeit. 2021
Zwischen Traum und Tag
Still liegt der Raum
die Sonne wirft Schatten auf die Dinge
die geduldig und desinteressiert ruhen
nur die weißen Tulpen in der Vase streben nach dem Licht
Der Schlafbaum schläft noch in der frühen Kälte
ein Amselpaar jagt sich im Geäst
Stimmen wollen in die Stille drängen
der Tag darf nicht Ruhe sein
Du dehnst den Morgen
du trägst die Stille wie einen Frühlingsmantel
in den Garten hinaus, denn auch du
strebst nach dem Licht