Jedes Jahr das Gleiche, könnte ich denken. Jedes Jahr die gleichen Themen im Dezember: Weihnachten und die Zeit zwischen den Jahren und dann wieder Rückschau halten, was so war und was vielleicht herausragt aus den letzten zwölf Monaten, und dann Vorschau halten, was so werden soll und darf. Manche Menschen haben noch ewig Zeit für alles Mögliche, fangen gerade erst an zu leben, für andere wird die Luft dünner und da ist nicht mehr so viel an Tagen und Jahren, aber wer weiß das schon genau. Und wieder andere haben das Jahr 2023 nicht vollbringen können, sondern haben etwas anderes vollbracht, einen anderen Übergang, sind alleine losgezogen und haben uns hier zurückgelassen.
Und da stecken wir nun zwischen all dem, zwischen Vergangenheit und Zukunft, schauen mal nach vorn ins neue Jahr, mal zurück ins alte und dann wieder vor uns in die Tasse mit dem aromatisierten Wintertee und auf den Teller mit den puderzuckerbestäubten, marmeladeverfeinerten Plätzchen (nicht die aus dem Supermarkt), die es eben nur jetzt gibt und dann elf Monate wieder nicht mehr.
Ein Dilemma
Jedes Jahr das Gleiche, könnte ich denken. Oder ich schaue aufs Detail, auf die vielen kleinen Dinge und Ereignisse, die mein Leben bereichert – oder auch beschwert – haben. Womit bin ich beschenkt worden? Was habe ich bewältigt? Was wartet noch auf Erfüllung? Leben ist Reichtum, ließe sich das kurz zusammenfassen. Vergesse ich dabei, wie es global kocht und brodelt? Wie es in dieser unseren Gesellschaft kocht und brodelt und wie ich selbst schimpfe und streite? Leben ist Reichtum, und der Mensch ist unvollkommen, hassend und habgierig und egozentrisch. Und er sehnt sich nach Liebe und er liebt, er schenkt und hört zu, umarmt und tröstet und findet Trost im Mitmenschen. In diesem Dilemma stecken wir – wie viel Freude der Mensch dem Menschen bereiten kann und wie viel Elend. Er bringt Leben hervor, hegt und pflegt – und er tötet.
„Übergangsmelancholie“ habe ich diesen Beitrag betitelt und möchte auch nicht Zuckerguss streichen über all das, was uns zusehends bedrängt. Aus dem unbefriedigenden Dilemma ergibt sich für mich der Wunsch nach gemeinsamer Herzens- und Tatkraft für das zu Ende gehende und das neue Jahr und überhaupt: Let us make the world a better place!
Ich wünsche allen eine gute (Übergangs-)Zeit!
Verfrorene Gemeinschaft.
Im Boot der Zeit
mich überlassen
dem, was ist
gähnen und
müde sein davon
schlafen im sanften Wogen
schaukeln auf den Wellen
träumen von Worten die
wie Schlüssel sind
vertrauen darauf
die Schlösser zu finden
Türen zu öffnen
innen wie außen
die Uhr tickt laut
der Zeiger klemmt
dem Übergang
mich überlassen
und hellwach sein