„Es soll ja Leute geben, die nicht an den Gott der Poesie glauben. Aber ich weiß, dass er existiert.“ Das sagte Michael Krüger, der ehemalige Verleger des Hanser Verlages und selbst ein Dichter, in einem Interview mit dem Magazin brand eins (Ausgabe 11/2016).
Während wir noch ganz eifrig unseren diversen Beschäftigungen nachgehen und sich die Vorweihnachtszeit vor uns auftut, die manche in Hektik versetzt, andere in Entzücken und wieder andere so gar nicht interessiert, zieht sich die Natur in ihre Ruhephase zurück. Sie hat für dieses Jahr genug getan und mit der großen Trockenheit ihre eigenen Anstrengungen erlebt.
Nur hier und da gönnt sie uns noch einen Tupfen Farbe …
Wir erleben gerade die sogenannten Hundstage, die heißesten Tage des Jahres. Und tatsächlich verspüren derzeit nicht mal die Hunde große Lust, sich zu bewegen. Wobei der Name „Hundstage“ zurückgeht auf das Sternbild „Großer Hund“ (Canis Major), nicht auf die plötzlich auftretende Faulheit bestimmter Haustiere.
„Tabula rasa“ – mir gefällt dieser Ausdruck, er kommt gelegentlich in meinen Texten vor. Denn mir gefällt die Vorstellung: Tabula rasa – der ursprüngliche Zustand der Seele vor den ersten Einflüssen durch Eindrücke und Erfahrungen, sagt die Philosophie. „Eindrücke“, ein Wort, das dazu passt. In uns wird etwas hineingedrückt, wir werden „geprägt“, was ja auch ein Eindrücken ist, eine Formung, ein Geformtwerden. Damit betreten wir nun ein ziemlich weites Feld:
Endlich sind wir im Frühling angekommen nach einem langen Winter, endlich wieder Farben und erste Blütenpracht. Es ist eine Binsenweisheit, dass wir das Grün des Frühlings besser schätzen können, weil wir es monatelang nur mit Grau und Dunkelbraun zu tun hatten. Und es ist eine Tulpenweisheit, dass auch das so ersehnte Grün wieder vergehen wird – um neu zu entstehen.

